Sonntag, 20. Januar 2008

Die pränatale Phase

Am Anfang ist immer eine Idee. Aber woher kommt die Idee? Göttliche Eingebung? Warum haben manche Leute mehr Ideen, verrücktere oder realistischere? Hat wohl was mit Kreativität zu tun. Innovativität! Leider wird sie gerade dort abgetötet, wo sie am meisten schöngeredet und gebraucht wird.
Bei mir kam die Idee nach einem sechswöchigen Radurlaub auf Madagaskar November 2006. 6 Wochen nur mit den Basics des Lebens konfrontiert, das lässt unheimlich viel Kapazität für das Wesentliche, erst dann wird man wirklich frei – sehr gefährlich. Das Zurückkommen in eine Welt, die den Anschein hat darauf aus zu sein, möglichst alle so zu zumüllen, damit man ja nicht auf (dumme) Ideen kommt, war einfach schrecklich. In mir gedieh ja schon eine Idee, die ich mir nicht abtöten lassen wollte.
Also nochmals zum mitschreiben:
Zu einer Idee kommt man, indem man sich frei macht von jeglichen äußeren Einflüssen, in sich hört, und dann vielleicht erkennt, was man wirklich will. Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Psychotherapeuten.

So nun hat sich also solch eine Idee wie eine Weltreise in das Hirn eingenistet und wie ein Tumor breitet es sich darin aus. Aber Vorsicht: Lässt man die Idee wachsen und gedeihen, um etwas anderes abzutöten oder um die Idee reifen zu lassen? Das ist nun die Überleitung in die nächste Phase: Die Entscheidungsphase. Leider vergessen dies auch einige Entscheidungsträger, dass sie nicht nur die Entscheidung zu tragen haben, sondern auch sie zu fällen.
Im Projektmanagement gibt es einige Anleitungen, wie man zu Entscheidungen gelangt. Teilweise recht zeitintensiv und umfangreich. Hier eine einfachere Variante:
Schreibe alle Punkte auf, warum die Idee (z.B. Weltreise) verwirklichen willst.
Ist der Grundtenor wie: Ich muss raus hier, mein Chef ödet mich an, ich habe alles so satt hier, ich möchte nicht so enden will all die, die hier nur den Hintern platt sitzen... – vergiss es. Such Dir lieber eine andere Stelle, Chef...
An einer Reise wirst Du keine Freude haben, weil Du eigentlich gar nicht weißt, warum Du diese machst.
Überwiegen allerdings die Argumente für eine Reise, wie
- Ich möchte andere Kulturen kennen lernen
- möchte mich selber besser kennen lernen.
Dann, go for it. Ein neuer Weg muss immer zielorientiert, nicht „fluchtorientiert“ sein, denn sonst weißt Du nie, ob Du Dein Ziel auch erreicht hast. „Ich möchte nicht so werden wie XYZ“ ja wann weiß ich denn, wann ich das erreicht habe? Bei „Ich möchte Olympiasiegerin im Synchronschwimmen“ werden“ da weiß ich sehr genau, wann ich das erreicht habe.
Ein Ziel muss SMART sein! Ja auch ich ging durch die Schule des project managements.

So, jetzt sind wir schon mal so weit. Jetzt kann es immer noch sein, man macht sich selber was vor. Wie soll ich mit meiner Wasserangst Olympiasiegerin im Synchronschwimmen werden? Darum: Ask the expert! Und wer sind die Experten? Die Leute, die Dich kennen, Freunde Familie. Wie reagieren sie, wenn Du sie mit Deiner Idee konfrontierst? Machen sie Dich auf eine Deine Wasserangst aufmerksam? Glück gehabt, dann kannst Du alles nochmals überdenken und Deinen Entscheidung anderweitig fällen. Ist es allerdings wie bei mir, keiner wundert sich groß darüber. Nach all meinen bisherigen Radreisen, musste es ja irgendwann so kommen, dann Pech gehabt, denn nun fängt der Spaß erst richtig an. Aber hier sei gleich gesagt, ich hatte da noch Glück im Pech, dass mich meine Familie in jeglicher Hinsicht unterstützt. Hier sei noch erwähnt, dass ich mich mir für Ende März eine Deadline gesetzt haben muss, bis ich meine endgültige Entscheidung „go or no go“ getroffen habe. Nichts ist schlimmer als halblebig sein Dasein zu fristen, weil man nicht das macht, was man will. Meine Entscheidung fiel dann aber schon Ende Februar.

Nachdem das nun alles abgeklärt ist, kann man zur Planung übergehen, eine der schönsten Teile der ganzen Reise. Man sitzt noch gemütlich in seiner warmen Wohnung ist forscht im Internet nach Reiseberichten. Die Richtung meiner Weltreise war von Anbeginn klar: es geht nach Osten, in die Mongolei. Meine Wunschroute, entlang der Seidenstrasse, durch Afghanistan, Irak, aus bekannten Gründen nicht möglich. Durch umfangreichen Recherchen wurde mir klar, südlich des Schwarzen Meeres ist kein Durchkommen. Ich möchte nicht wochenlang in einem Land hängen und auf ein Visum und eine Fähre hoffen. Also doch den wesentlich weniger aufwendigeren Weg, über die Ukraine nach Russland.

Mit Hilfe von einem russischen Radfahrers habe ich eine Einladung für ein längeres Visum erhalten. Alleine die Einladung hat schon 160 Euro und eine Zeit, ca. 2 Monate, gedauert. Aber mit der Einladung hat man das Visum noch lange nicht. Ich habe das Pech, dass ich bisher noch nie in Russland war und sie mir somit kein ½ Jahren Visum ausstellen können. D.h. in 3 Monaten muss ich jetzt die 9000 km abradeln, challenging – aber machbar.

Dieses war der erste Streich und der zweite folgt morgen.