Sonntag, 2. März 2008

Surviving Belgrad

Von Mohacs gings dann schnurstracks zur Kroatischen Grenze. Aus mir nicht verstaendlichen Gruenden duerfen auf dieser wunderbaren, leeren Strasse vor 9 Uhr keine Autos fahren. Da es Sonntag morgen war, stoerte mich es wenig, genau so wenig wie die Grenzpolizisten, die sind ja eine ander Abteilung.

Bei dieser Reise bekomme ich so nebenbei noch Nachhilfeunterricht in Sachen Europapolitik. Ein dicker Stempel in meinem Pass beweisst es, Kroatien gehoert noch nicht zur EU. Es kommen schon richtige nostalgische Gefuehle auf, wenn man einen richtigen Grenzposten sieht.

Danach ging es wunder bar ueber Felder weiter. Nur, woher bekomme ich jetzt kroatisches Geld? Es ist Sonntag und keine Bank weit und breit. In einem kleinen Dorf bin ich einfach in einen Laden, die Frau war so freundlich mir mein ungarisches Geld zu wechseln, eigentlich hauptsaechlich in Schokolade und Bananen.

In dieser Gegend war ja noch vor nicht allzu langer Zeit Krieg. Man sieht es an manchen Doerfern, die aus Haeusern nur aus Backsteine bestehen, zum verputzen sind sie noch nicht gekommen. Aber wunderbare Naturparks legen sie an.

Kilometerlang fuhr ich auf einem Deich entlang, weg von allem Verkehr. Der einzige der mir begegnete war ein Motocross Fahrer. Der hat nicht schlecht gestaunt mich hier zu sehen. Er meinte ich sei verrueckt, so etwas im Winter zu machen, da ist es doch kalt und regnet es.



Manchmal ist es besser man schaut das Wetter an und nicht den Kalender. Es waren mal wieder ueber 20 Grad und strahlend blauer Himmel. Ueber schlechtes, kaltes Wetter kann ich mir dann Gedanken machen, wenn es kommt.

Diese warme Temperaturen hat auch viele heimische Fahrradfahrer auf ihre Raeder gelockt.

Am Montag ging es durch weiter entlang der Donau unter anderem durch Vukovar. Diese Stadt wurde scheints dem Erdboden gleich gemacht. Heute stehen moderne Glasfassaden dem Fassaden mit Einschussloechern


Fuer mich ist es kein Problem die Grenze zu ueberqueren. Wieder ein Stempel im Pass, auch Serbien gehoert noch nicht zur EU.
Zuerst mal wieder Geld wechseln. Fuer meine restlichen Kroatischen Konas bekam ich einen ganzen Stapel Serbische Dinare. Wie soll ich da einen Ueberblick ueber meine Finanzen behalten?

Mit meinem Host in Backa Palanka war ich abends zuerst noch in einem Internet Cafe. So etwas habe ich noch nie gesehen. Eine richtige Spelunke mit vielen Kids, die Internet Spiele machten. Aber auch zwischen den Spielern war ein Interaktion, so war es eine prima Stimmung.

Von Back Palanka bin ich nach Belgrad durchgeradelt. Da ich Jovan versprochen habe 2 Naechte dort zu verbringen, konnte ich mich ruhig ein bisschen anstrengen.

Von den Unruhen, wie sie in den Nachrichten gebracht wurden, habe ich noch nichts mitbekommen. Auch als Deutsche war ich willkommen, ob Deutschland nun Kosovo anerkennt oder nicht.

Leider habe ich den direkten Weg nach Belgrad genommen, die Strasse war recht verkehrsreich. Bis Belgrad ist der Fahrradweg schon sehr gut ausgeschildert, aber fuer mich haetten das vielleicht 20km mehr bedeutet. Erst am Schluss kam ich dann wieder an die Donaupromenade. Kaum zu glauben wieviele Leute da an einem Dienstag abend unterwegs waren. Mit dem Fahrrad war kaum ein durchkommen. Ist auch recht attraktiv, mit unzaehligen Restaurants auf den Booten. Sehr schoene Stimmung. Natuerlich war es mal wieder recht warm.
Gerade zur Einbruch der Daemmerung kam ich in Belgrad an. Zum Glueck hat mich Jovan abgeholt, sonst haette ich nie zu seiner Wohnung in NeuBelgrad gefunden. Dieser Teil ist erst in den letzten 40 Jahren entstanden. Sie so aus als ob es eine Wette von Wetten dass...war, wieviele Hochhaeuser passen auf 5 qkm. Breite Strassen dazwischen, aber auch Strassenbahn und Fahrradwege.
Seine Frau Jasna hat wunderbar gekocht und natuerlich gab es wieder den landesspezifischen Alkohol, einen selbstgebrannten Schnaps. Auf so einer Reise darf man weder Antialkoholiger noch Vegetarier sein.

Am naechsten Tag bin ich mit Jovan in das GTZ (Gesellschaft fuer Technische Zusammenarbeit)Buerau. Fuer die Integration der Osteuropaeischen Laender wurde der Fahrradweg entlang der Donau von Budapest bis ans Schwarze mehr neu ausgelegt und beschildert. Wie erst in neusten Nachrichten wird immer nur Schrecken aus dem Osten verbreitet, dass dort aber liebenswerte, gastfreundliche Menschen leben und die Natur und Landschaft wunderbar ist und sich durchaus lohnt es zu befahren, darueber wird leider viel zu wenig berichtet. (Foto: Nebojsa Matijasevic, Project Manager und ich im GTZ Buero)
Danach bin ich bei schoenstem Sonnenschein durch Belgrad gebummelt, keine Spur von irgendwelchen Unruhen. Auch ich als Deutsche hatte keine Probleme.
Abends hat Jovan einige Fahrradfreunde eingeladen, denen ich einen Bericht ueber meinen Tour in Madagaska gab.
Am naechsten Tag hat Jovan die Heldentat vollbracht mich aus Belgrad zu begleiten. Alleine haette ich sicherlich nicht herausgefunden. Die Beschilderung fuer den Fahrradweg ab Belgrad wird erst bis Ende 2008 fertig sein. Am Ende von Belgrad hat er mich dann einem Freund uebergeben, der mit mir dann noch weiter 50km gefahren ist.
Bei Bekannten von Jovan, die auf einem selbstgebauten Hof wohnen, habe ich uebernachtet. Da sie genug Platz haben zum Zelten und ein freies Zimmer, habe ich die Gelegenheit ergriffen, mein Zelt auszuprobieren, mit Rueckzugsmoeglichkeit in waermere Gefilde. Leider war gerade diese Nacht die Kaelteste ueberhaupt. Morgens waren es -3Grad. Weil auch alles nass war, bin ich um 5Uhr noch in das Zimmer.
Am naechsten morgen kam Hektik auf, weil ich die Faehre um 8Uhr erreichen wollte und auch noch mein Zelt zusammen packen musste. Nach deutscher Puenktlichkeit war ich Punkt 8 Uhr auf der Faehre und nach serbischer Gelassenheit fuhr sie dann 8:30.
Da ich recht muede war, habe ich nicht vor gehabt, weit zu fahren. Dobra war auf meiner Karte unterstrichen, ich bin davon ausgegangen, dass das bedeutet, eine gute Uebernachtungsmoeglichkeit zu haben. Was ich gefunden habe, war eine ueberteuerte und eine geschlossen Pension. Ein englischsprechender Serbe wollte mir weiterhelfen und ein paar Frauen gefragt. Schlussendlich haben sie mich zu meiner Baba gefuehrt. Sie wohnt in einem recht grossen alten Haus mit Huehnern im Garten, aber das einzige Zimmer, das man mit einem alten Holzofen beheizen kann ist unten. Das hat sie dann mit mir geteilt. Sie im Bett und ich auf dem Sofa. Obwohl wir keine gemeinsame Sprache sprachen haben wir uns gut unterhalten.
Nach den Fruehstueck musste ich mich wieder verabschieden. Im schoensten fruehmorgen Sonnenschein fuhr ich in den schoensten Teil der Donau hinein, dem Eisernen Tor. Wunderbar, Felswaende auf beiden Seiten, manchmal hat die Donau nur einen recht schmalen Durchgang. An dieser Stelle befindet sich Lepenski Nur, archaeologische Ausgrabungen von den ersten Siedlern mit Ackerbau in Europa.
Das erste mal seit Anfang meiner Reise kamen Wolken auf und gerade noch bevor es richtig angefangen hat, habe ich ein Hotel gefunden.
Wieder bei Sonnenschein, aber mit kraeftigem Sturm gings weiter. Es war kaum ein Vorwaertskommen. Wenn der Wind von der Seite kommt, hat man das Gefuehl er blaesst die Luft, die man eigentlich zum Atmen braucht, einfach weg. Zum Glueck ging es nicht ewig so. Irgendwann hat die Strasse die Richtung gewechselt und ich hatte hauptsaechlich Rueckenwind. So konnte ich es doch noch heute bis Bulgarien schaffen.
Welcome back in the EU. Zumindest an den Strassen sieht man, wo die EU Gelder hin fliessen. Der Muell, der leider in Serbien noch zu haeufig am Strassenrand rum liegt, scheint hier aufgeraeumt worden zu sein, aber man sieht schon, dass sich wieder neuer ansammelt.
Die erst groessere Stadt, war ueberhaupt nicht einladend. Nur Armut und Elend strotzte aus allen Loechern, recht unangenehm. Deswegen bin ich gerade weitergeradelt in ein Motel. Der Besitzer hat mir seinen Laptop zur Verfuegung gestellt, deswegen konnte ich endlich ausfuehrlich berichten.
Eine Bemerkung zum Schluss: mich wuerde es freuen, wenn die negative Berichterstattung gegen den Osten aufhoeren wird und mehr Leute aus dem Westen die Schoenheit und die Gastfreundlichkeit der Laender hier kennen lernen wuerde. Der Radweg geht hinter Budapest weiter!