Donnerstag, 28. August 2008

Durch die Gobi zur Olympiade

Bei noch gemaessigten Temperaturen, aber bergig und Gegenwind, bin ich in Ulan Bator gestartet. Je weiter es nach Sueden ging, Richtung Gobi, desto spaerlicher wurde dieVegetation und seltener die Gers. Am Abend abe ich doch noch eines entdeckt, halb hinter einen Huegel versteckt. Bewohnt war es von einem aelteren Ehepaar, "Teilzeitnomaden", die ersten, die nicht Viehzucht betreiben, sondern Kartoffeln anpflanzen. Vier Monate im Jahr verbringen sie in der Ger, um die Pflanzen zu setzen, bewaessern und ernten. Ansonsten leben sie in Ulan Bator.

In der Nacht und auch in der Nacht darauf hat es furchtbar gestuermt, gedonnert und geblitzt. Da kann es einem wirklich ganz anders werden so im Zelt. Ich habe mich gefragt, wie lange dieses den Sandstrahler noch aushaelt. Aber da zahlt sich halt Qualitaet aus. Das Zelt war am naechsten morgen noch komplett in Ordung. Wenn ich auch in der Nacht nicht viel zum Schlafen kam, am naechsten morgen war es dafuer recht kuehl - wenigstens vorerst.

Mit den Gers war es dann auch Schluss, mit dem Teer uebrigens auch. Auf mehr oder weniger sandigen Pisten ging es durch die Gobi, meistens entlang der Eisenbahnschienen.


Das hatte den Vorteil, es gab Siedlungen, sprich Menschen und Wasser. Ich konnte dort auch mein Zelt aufstellen. Die erste Siedlung war aber sehr verwahrlost, da es sehr spaet war, wollte ich trotzdem nicht weiter. Eine junge Mongolin hat mit angeboten, in ihrer Ger zu schlafen, was ich nicht nur wegen den Betrunkenen, sondern auch wegen dem Unwetter in der Nacht, germe annahm.

Als es am naechsten Tag zu haftig mit dem groben Sand wurde und ich einen kurzen Moment nicht aufepasst hatte, passierte es, der Sturz. Zum Glueck habe ich ja immer einen Helm auf, der hat das meiste abgefangen. Ansonsten waren die Rippen und das uebliche, Ellbogen und Knie betroffen. Mit den letzteren hatte ich keine Probleme. Die Rippen spuerte ich aber noch Wochen danach, ist jetzt aber auch schon wieder vorbei und vergessen. Mir zeigte der Sturz, dass so ungefaehrlich die ganze Sache auch nicht ist.
Da ein Schicksalschlag ja nicht alleine kommt, ist mir bei meiner naechsten Rast, bei der ich mich mit Mulivitaminsaft und Schokoriegel aufpoepeln wollte, eine Zahnfuellen heraus gegangen. Auch etwas, was man mitten in der Wueste am Wenigsten brauchen kann. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, es in Ordnung bringen zu lassen, wurde aber von jeglichem Zahnweh verschont.
Die einzige groessere Stadt vot der Grenze war Saynshand. Dort wollte ich das erstemal in diesem Land in ein Hotel um endlich mal wieder zu duschen.

Es war noch recht frueh und gleich am Eingang der Stadt habe ich mich das erste mal seit Tagen mit kuehlen Getraenken versorgen koennen. Kurz vor 5 war ich auf dem Postamt, wo es einen Internet Zugang gab, war aber leider schon geschlossen. Das gleiche bei der Bank, bei der ich mit Kreditkarte Geld bekommen haette. Das Hotel war offen, aber da erfuhr ich, dass es kein Wasser gab und keinen Strom. Wegen irgentwelchen Wartungsarbeiten wurde beides fuer 3 Tage abgestellt. Mir hat es gereicht, habe ich mich doch so auf eine Dusche gefreut. Aber jetzt verstand ich wenigstens, warum Post und Bankgeschlossen hatten.
Spaeter hat sich dann herausgestellt, dass Wasser und Strom um 9Uhr abends wieder angestellt werden sollte. Wenigsten ein Trost. Um 9:30 kurz bevor ich eingeschlafen bin konnte ich dann noch duschen.
Die naechsten ca 200 km bis zur Grenze wurden dann noch richtig spannend und heiss.

Von Saynshand aus gibt es 2 Moeglichkeiten weiter zu fahren, die erste entlang der Bahnlinie, die zweite entlang der Baustelle der „offiziellen Strasse“, einfach quer durch. Zuerst schien es mir von Vorteil der Eisenbahn entlang zu fahren, obwohl dies ein bisschen weiter ist, dafuer gibt es Ortschaften und Wasser. Nach ca 15 km merkte ich, dass ich auf dem Weg nicht gluecklich werde:10m im Tiefsand schieben, 5 m fahren, 10 m schieben, etc. .. und das Huegel rauf und runter. Ausser mir war sonst niemand unterwegs, wen wundert es. Also suchte ich die naechste Moeglichkeit, wie ich auf die offizielle Strasse komme. Bei der permanenten Sturzgefahr ist es mir lieber, wenn ab und zu ein Auto vorbei kommt. Dass das mit dem Wasser hier auch kein Problem war, zeigte sich nach ein paar Minuten, als ein Lastwagen anhielt und mir eine ganze Flasche schenkte.
Da ich gesehen habe, dass man in den Bauarbeitercamps auch Wasser bekommt und da auch einige Leute sind, blieb ich auf der Baustellentrasse.
Um die Mittagszeit wollte ich in einem der Camps eigentlich nur Schatten finden und vielleicht nacht Wasser fragen. Schon kam ein aelterer chinesischer Koch heraus, reichte mir das weisse „Dampfnudelbrot“ und bat mich herein.
Haette ich nicht schon an ihren Strohhueten die Nationalitaet erkannt, dann spaetestens an dem Essen, das mir vorgestetzt wurde: Gemuese. Ein richtiger Leckerbissen nach den Wochen Schaffleisch mit Reis oder Nudeln.

Im naechsten Camp wurde ich auch sehr freundlich empfangen, bekam reichlich zu essen und trinken und konnte auch mein Zelt aufstellen.
Hier war der Koch wesentlich juenger und sprach sehr gut Englisch. So habe ich einiges ueber die Chinesen erfahren. Es sind ca 60 Chinesen pro Camp, die innerhalb von 3-4 Monaten die neue Strasse durch die Gobi bis an die Grenze bauen sollen. Insgesamt ca 400 km. Morgens um 5 Uhr gehts los, um 7 Uhr abends sind sie wieder zurueck im Camp, das 7 Tage die Woche, mitten in der Wueste, ohne Mobile Empfang.
Wenigstens haben sie sich recht gut eingerichtet. Fuer jedes Camp gibt es einen Koch mit ein oder zwei Koechinnen. Alles Gemuese, Mehl, Fleisch, Obst usw wird aus China geliefert. Ein extra gebohrter Brunnen liefert frisches, kuehles Trinkwasser. Mit dem einem spezieller Offen, steht ihnen staendig heisses Wasser fuer ihren Tee zur Verfuegung. In der Kueche wurde ein spezieller Herd gebaut. So ist wenigstens fuer das leibliche Wohl gesorgt.
Wegen der Freundlichkeit der Chinesen und des guten Essens fing ich langsam an, mich auf China zu freuen. Dafuer waren die Mongolen, die ich hier unten getroffen habe, nicht allzu freundlich, was mir den Abschied erleichtert hat.
Am naechsten morgen musste ich weiter, zum Glueck nicht so frueh wie die Bauarbeiter. Da die Strasse noch weit davon entfernt ist, fertig zu sein, gings wieder in Sand und / oder Wellblechpisten, bergauf und bergab.Weil ich mich immmer sehr auf die Strasse konzentrieren musste, konnte ich die Wueste gar nicht so richtig geniesen. Das, was ich sah, war auch nicht so berauschend. Manchmal hatte ich das Gefuehl, ich fahre an einer endlosen Baustelle entlang.
Bei der Hitze, mittlerweile weit ueber 40 Grad und den Bergen, hatte ich so etwas wie Fatamorganas Die Groesse eines Gegenstandes schaetzte ich komplett falsch ein. Was ich als Ger einschaetzte, entpuppte sich als ein kleiner, weisser Felsen, ein 10 m Turm nur ein Pfosten am Wegesrand. Spaetestens dann wird es Zeit, im naechsten Schatten eine Pause zu machen.
Mittlerweile gab es kaum mehr Spuren von der neuen Strasse, die Camps haben auch aufgehoert. Ich folgte einfach der breitesten Spur. Alle paar Stunden sichtete ich ein Auto oder LKW.
Ungefaehr 50 km vor Zamyn Uud, der Grenzstadt auf mongolischer Seite, gab es wieder Gere. Hauptsaechlich halten die Nomaden hier unten Kamele. Aber auch ein paar Kuehe und Ziegen, soweit es die spaerliche Vegetation zulaesst. So konnte ich ein letztes mal an einer Ger uebernachten.


Trotz der schwierigen Strecke, kam ich einen Tag frueher als erwartet in Zamyn Uud an. Da kein Hotelzimmer zu finden war, zelten war hier nicht ratsam, hat mir eine Frau angeboten fuer einen kleine Obulus, bei ihr zu schlafen. Das fand ich doch sehr nett und blieb gleich 2 Naechte. Einen Tag Ruhe bevor der Schnelldurchfahrt durch China anfaengt tat mir gut.
An meinem letzten Abend in der Mongolei, gab es noch eine Feier: 70 Jahre Mongolische Eisenbahn! Wahrscheinlich haben sich alle Leute die in der Stadt und in den Umliegenden Gere auf dem Bahnhofsplatz versammelt. Viel waren es nicht, aber doch etlich mehr, als ich seit Ulan Bator auf einen Haufen gesehen habe. Verschiedene Saenger, anscheinend recht bekannte, aus der ganzen Mongolei sind hier aufgetreten. Leider war die Akkustik so schlecht, dass ich von den Saengern kaum etwas hoerte. Nicht dass ich etwas verstanden haette. Es war alles auf Mongolisch. Dazu gab es natuerlich Reden und Feuerwerk. Es war ganz nett, so etwas mal mitten in der Wueste zu sehen, aber mir hat es doch dann gereicht.
Dann kam die Einreise nach China. Da es verboten ist zu Fuss oder mit dem Fahrrad die 7km Niemandsland zu durchqueren, stehen am Bahnhof in Zamyr Uud viele Jeeps und Busse bereit, die die Grenze passieren duerfen. Kaum dort angekommen, wurde mir auch gleich einen Jeep angeboten. Minuten spaeter fand ich mich in einem dieser alten, russischen Jeeps wieder, mit 3 anderen Erwachsenen und 2 Kinder mit Fahrer. Mein Fahrrad und meine Satteltaschen, fanden hinten gerade noch Platz.
Die Mitfahrer waren mir noch von grosser Hilfe. Zuerst hiess es an dem Mongolischen Checkpoint, alles aussteigen und saemtliche Taschen mitnehmen. Das sind bei mir recht viele. Aber die anderen scheinen das gewohnt zu sein. Jeder schnappte sich ein paar meiner Taschen, so kam auch ich schnell durch die Kontrollen, obwohl alle Taschen durchsucht wurden. Bei dem chinesischen Checkpoint war es fuer mich natuerlich ein laengerer Prozess. Zum Verhoer wurde ich in ein anderes Zimmer gefuehrt. Zuerst musste ich erklaeren, warum ich denn durch China mit dem Fahrrad fahren will. Das ich recht schwierig einem Nichtfahrradfahrer dies verstaendlich zu machen. Dann wurden alle Fotos in meiner Kamera von der Mongolei angeschaut. Zuerst meinte er nur, das waeren ja viele Kinder, das konnte ich nur bestaedigen und sagte, Mongolei ist voller Kinder. Erst spaeter ist mir eingefallen, dass in China ja noch die „Ein-Kind-Politik“ herrscht. Am Schluss meinte er, das sei ja sehr schoen, worauf hin ich nur meinte, darum mache ich die Fahrradreise.
Dann hiess es, ich muesse mein Fahrrad holen und dem Zoll noch erklaeren, warum ich in China radfahreren will, dann bekaeme ich den Einreisestempel. Zum Glueck kam dann ein anderer Uniformierter und meinte, es sei in Ordnung, ich koenne sofort einreisen. War ich froh, denn die anderen Insassen des Jeeps taten mir schon leid, die mussten ja auf mich warten.
Drei Stunden, nachdem ich in Zamyr Uud in den Jeep bin, wurde ich in Erlian, China, wieder frei gelassen. Da erst habe ich bemerkt, dass ich mein langaermeliges Radtrikot und einen Handschuh verloren habe. Beides keine so grosse Verluste, denn bei der Hitze brauchte ich das Radtrikot wirklich nicht und seit dem Sturz in der Gobi hatte es eh ein Loch. Die Handschuhe wollte ich eh langsam wegwerfen. Nach den tausenden von Kilometern waren die in einem nicht mehr vertretbaren Zustand.Weil ich aber nicht gleich mein zweites Paar herausgeholt hatte und diese nicht so gut wie die alten waren, hatte das noch ueble Folgen. Ich weiss nicht mehr genau wann es angefangen hat, aber in Peking kaufte ich mir dann ein neues Paar, weil ich Probleme mit der linken Hand bekommen hatte. Was sich seither nicht besserte, da ich ja staendig weiter fuhr.
In Erlian hiess es zuerst mal Geldautomaten suchen. Nicht jede Bank und Filiale hat einen. Schliesslich fand ich eine Filiale der Bank of China, die einen Geldautomaten hatte. Zuerst bin ich in den Supermarkt und habe mal geschaut, was es hier zu kaufen gab. Sehr erfreut war ich ueber das Angebot und die Preise. Sehr viele Milchprodukte, aber keinen Kaese, viel Trockenobst und Nuesse, und natuerlich Getraenke.
Ich habe mich schon gewundert, warum mir so komisch ist, ein Blick auf das Thermometer zeigte es mir, es waren 54 Grad, allerdings in der Sonne, aber immerhin d.h. viel trinken.
Die viele Obstaende auf der Strasse haben mich sehr erfreut, da habe ich mich auch zuerst mal eingedeckt.
Trotz der Hitze wollte ich nicht in der Stadt bleiben, sondern fuhr weiter.
Musste man sich in der Mongolischen Gobi den Weg praktisch durch den Sand schaufeln, stehen einem hier auf Chinesischer Seite ware Prachtstassen zur Verfuegung. Vierspurig geht es hier durch die fast ebene Wueste. Immer noch waren die Temperaturen bei ueber 50 Grad, aber mit dem Wind, der je nach Richtung der Strasse zum Gegenwind wurde, ertraeglich.
Damit es wahrscheinlich hauptsaechlich fuer Kinder nicht so langweilig wird, haben sie ueber Kilometer hinweg Dinosaurier verschiedener Formennn und Groesse aufgestellt.
Bei einer Mautstelle bekam ich meine Wasserflasche mit Tee gefuellt, das beste gegen den Durst. Bei der Hitze hat das Wasser in der Flasche fast die gleiche Temperaturen, man koennte dirket einen Kaffee aufbruehen, der dann widerlich schmecken wuerde, denn die Plastikflasche wird erstaunlich weich, loest sich fast auf.
Noch ist der Himmel schoen blau. Eigentlich sollte es den ueber China gar nicht geben.
Meine erste Nacht in China war in einem kleinen Dorf, in einer Art Baracke, sehr einfach, dafuer auch sehr guenstig. Das Abendessen gab's gratis noch drauf, wahrscheinlich sah ich sehr hungrig aus. Hier oben sind die Leute noch sehr nett, ist auch "Innermongolei".
Nach 1 1/2 Tagen hat man sich an die geteerten Strassen gewoehnt, die Freude darueber tritt in den Hintergrund, der Aerger ueber den Gegenwind und die Hitze schlaegt mehr aufs Gemuet. Es ist auch nicht mehr so einfach einen Schlafplatz zu finden. Vereinzelt stehen noch Gers herum, die sehen aber nicht bewohnt oder einladend aus. Hauptsaechlich sind es alte, zerfallene Lehm- oder Steinhaeuser. Zum wild Zelten habe ich auch kein geeignetes Plaetzchen gefunden. So bin ich doch in die naechst groessere Stadt und habe dort gleich eines der besten Hotels seit langem bezogen. Mit einer heissen Dusche kann man einige Strapazen leicht abwaschen.
Langsam wurde die Landschaft wieder interessanter, mehr Berge und mehr Vegetation. Aber es war gnadenlos heiss. Als ich in einen kleinen Laden bin, habe ich mein Fahrrad drausen in der Sonne stehen lassen. Das mochte der Fahrradcomputer mit Temperaturanzeige ueberhaupt nicht und zeigte nichts mehr an. Anscheinend vertraegt er keine Temperaturen ueber 55 Grad, ich auch nicht. Am besten schnell aufs Fahrrad und weiterfahren, der Fahrtwind kuehlt auch, irgendwann hat dann auch die Anzeige wieder funktioniert. Zum Glueck gab es unterwegs immr wieder Brunnen, an denen man frischen, kuehles Wasser schoepfen konnte. Abends zeigte es unter Maximaltemperatur des Tags 58 Grad an.

Xianghuang Qi sieht aus, wie wenn Phoenix aus der Asche steigt, oder so aehnlich. Nach all den Kilometern in der Wueste eine Stadt, mit fast nur neuen, weissen Gebaeuden, schoen angelegte Strassen und alles so sauber. Kaum habe ich mein Fahrrad abgestellt, kam schon eine junge Chinesin auf mich zu, ob sie mir helfen kann. So kam ich recht schnell etwas Kaltes zu trinken, habe, fand ein Internetcafe und landete in einem netten, guenstigen Hotel. Als ich dort einchecken wollte, ging auf einmal eine Diskussion los. Schliesslich hiess es, ich duerfte hier nicht bleiben, ich muesse ins teuerste Hotel der Stadt. War natuerlich gar nicht in meinem Interesse. Also warteten wir, bis die Polizei kam. Dann ging wieder die Diskussion los. Natuerlich ist alles nur fuer meine eigene Sicherheit, obwohl ich mich hier sicherer fuehlte, als in so manch anderer Lokalitaet, wo ich uebernachtet habe. Ich machte denen klar, dass ich nicht bereit bin, mehr zu zahlen, als ich hier zahlen muesste. Nach Stunden der Diskussion brachten sie mich schliesslich in das feudalste Hotel, das ich auf meiner Reise wenigstens von Innen gesehen habe. Bezahlt habe ich schlussendlich ueberhaupt nichts, die "Kosten" sozusagen uebernahm der chinesische Staat.


Am naechsten morgen genoss ich dann das Chinesische Fruehstueck. An das kann man sich direkt gewoehnen koennte, ausser dass der Kaffee fehlt. Mit unserem Fruehstueck hat es eigentlich nur das Ei gemeinsam. Ich ass Reis mit Ruehrei, Sprossen und so etwas aehnliches, dazu die chinesischen Dampfnudeln mit Fruehlingszwiebeln und Fleisch gefuellt. Danach war ich pab-satt.

Nur wenige Kilometer nach den Prachstrassen und -bauten sah es dann wieder so aus...


Da war fuer mich die Welt noch in Ordnung. Das Disaster fing spaeter an. Die Temperaturen erreichten bei weitem nicht den Hoechstand des vorherigen Tages, dazu war viel zu viel Gegenwind. Dann hatte ich Schwierigkeiten den Weg zu find, der richtige fuehrte in eine fast endlose Baustelle, ueber 50 km. Schliesslich kam ich in die Naehe von Dengyoufang, praktisch die erste Stadt in der Provinz Hebei, die meiner Ansicht nach eine Uebernachtungsmoeglichkeit haben muesste. Da sie aber nicht wie auf der Karte eingezeichnet direkt an der Strasse lag, hatte ich Schwierigkeiten sie zu finden. Ein paar Jugendliche meinten, ich muesse links abbiegen. Das tat ich auch, aber leider zu frueh. Zum Glueck sahen sie es und kamen mit einem Kleinbus hinterher. Sie waren aber nicht die einzigen, die das sahen, sofort stand auch ein Staatswagen da. Hier fing schon die Diskussion an. Schliesslich wurde mein Fahrrad in den Kleinbus geladen und wir fuhren hinter dem Staatswagen her. In dem Dorf gabs sofort eine riesen Versammlung, die Jugendlichen, die eigentlich die einzigen waren, die Englisch sprachen, brachten mein Anliegen vor. Sofort wollte man mir zeigen, wo ich uebernachten kann, dies wurde aber von Hoeherer Gewalt strikt abgelehnt. Mittlerweile wurde es dunkel, ich hatte Hunger und wollte eigentlich nur was essen und schlafen. Wieder mal musste ich auf der Strasse warten, bis jemand kam, der entschied, was mit mir passiert. Schliesslich kam jemand und wollte mich 50 km in die naechste Stadt fahren. Dazu hatte ich aber ueberhaupt keine Lust. Schliesslich, es war schon recht dunkel, wurde ich von 2 Chinesinnen zu einem Gebaeude gefuehrt. Eine von denen hielt entweder den Lenker vom Fahrrad oder meine Jacke fest. Erst spaeter wurde mir bewusst, das waren Vorsichtsmassnahmen, damit ich nicht einfach davon fahre. Wir endeten hinter einem hohen Zaun, der streng bewacht wurde. Bevor ich das Gebaeude betreten durfte, wurden meine saemtlichen Taschen durchsucht, das hat dann nochmals ueber 30 Minuten gedauert. Dann wurde mir ein "Zimmer" zugweissen. Darin standen nur 4 Bettgestelle mit Matrazen. Die 2 Chinesinnen waren immer noch staendig um mich herum. Sie zeigten mir Klo und Waschmoeglichkeit wo ich aber nur mit Begleitung hin durfte. Dann kam meine spezielle Freundin. Eine noch recht junge Chinesin, die absolut schlecht Englisch sprach, aber meinte, sie muesse mich verhoeren. Mit einem recht barschen Ton sagte sie immer: You must tell me.. warum ich hier bin, was ich mache, usw. Ich versuchte es die ganze Zeit, ihr klar zu machen, nur sie verstand es nicht. Natuerlich ist alles nur fuer meine Sicherheit und wegen den Olympischen Spiele und es gibt ja so viele boese Menschen auf der Welt, wozu ich anscheinend auch gehoere. Schliesslich musste ich noch versprechen, dass ich das Zimmer nicht verlasse. Worauf ich nur meinte, natuerlich nicht, ich moechte ja schlafen, hoechstens ich muss aufs Klo. Daraufhin wurde mir einen Eimer ins Zimmer gestellt, ich solle dort hineinpinkeln. Die ganze Zeit wurde ich von 3 Chinesinnen ueberwacht. Zum Glueck habe ich selber meinen Schlafsack dabei, sonst haette ich ueberhaupt nichts gehabt. Da ich mittlerweile ueberhaupt nicht mehr schlafen konnte, wollte ich noch Tagebuch schreiben und Musik hoeren. Sehr suspekt und eine zu grosse Gefahr fuer die Olympischen Spiele, so etwas kann man mir nicht erlauben. Weder konnten sie mit meinem iPod umgehen, noch meine Schrift lesen, was eh auf Deutsch gewesen waere. Also wurde mir befohlen, alles zusammen zu packen und in einem anderen Zimmer einzuschliesen. Gerade mal meinen Schlafsack, Unterhose und T-Shirt, was ich trug, konnte ich behalten. Ansonsten nichts, keine Uhr, keine Lampe, nichts.
Diese Nacht war wirklich die schlimmste der ganzen Reise, mit den 3 Chinesinnen im Zimmer, die sich staendig unterhalten, oder in den Eimer gepinkelt haben. Wahrscheinlich sehe ich nach 6 Monaten radfahren, so aus, als ob ich 2 Chinesinnen leicht ueberwaeltigen koennte, falls eine aufs Klo geht. Ich kam nicht so sehr zum Trinken, darum blieb mir der Eimer erspart.
Um 1/2 5 Uhr morgens hatte ich genug. Es daemmerte gerade und ich wollte nur noch raus hier. Ich verlangte meine Sachen und wusch mich notduerftig mit der Schuessel, die sie mir ins Zimmer stellten. Natuerlich durfte ich nicht alleine losfahren. Ein Moped fuhr voraus und hat mich ueber Feldwege 7km bis zur Haupstrasse gebracht. Auf den 7 km sind wir an 4 Absperrungen vorbei gefahren. Man muss sich das mal vorstellen, fast inmitten vom Nichts sind mitten im Feld Wachposten, ca 500 km von Peking entfernt, keine groessere Stadt im Umkreis von 50 km. Schon am vorherigen Tag sind mir die Absperrungen aufgefallen. Mir wurde gesagt, dass ist wegen den Olympischen Spielen, die erst in 2 Tagen anfingen. Ganz glauben kann ich das nicht. Seither frage ich mich natuerlich, was verstecken die da oben. Vielleicht haette ich da die 2 Rentnerinnen aus Peking getroffen, die einen Antrag fuer eine Demonstration stellten.
Dieses Erlebnis hat mir das ganze Intresse und die Lust in diesem Land radzufahren, genommen. Habe ich mir am Tag zuvor noch ueberlegt, wie ich mein Visum verlaengert koennte, schaute ich jetzt, wie ich so schnell wie moeglich aus dem Land komme.
Qbwohl es eigentlich schon schade ist. Die Landschaft wurde zunehmend schoener und es gibt auch noch nette Chinesen, die mir Wasser oder Landkarten schenkten. Langsam sah es so aus wie auf den Fotos mit der chinesischen Mauer. Nach der Karte sollte sie ein paar mal direkt an der Strasse sein, gesehen habe ich bisher aber noch nichts. Ich meine, ich habe schon Mauern gesehen, auch grosse Mauern, aber keine, die ich als diese "Grosse Mauer" identifiziert haette. War auch alles ganz schoen nebelig.

Am Abend war das gleiche Theater. Kaputt und muede nachder kurzen Nacht komme ich in einer groesseren Stadt an, wollte in einem kleinen Familienhotel einchecken, wurde wieder telefonisch von der Polizei verboten. Die Hoteliers sind verpflichtet, alle Auslaender bei der Polizei anzumelden. Ich wollte wirklich nur noch duschen, essen schlafen. Aber zuerst musste ich wieder auf die Polizie warten. Die Leute von dem Hotel waren aber sehr freundlich und meinten, ich koenne mich schon so lange hinlegen. Wieder nach Stunden, in denen die Polizei herumtelefoniert diskutiert und was weiss ich, gemacht hat, hiess es dann doch, ich koenne bleiben.
Die Gegend wurde jetzt eher so, wie man es von China erwartet: Blauer Himmel gehoert der Vergangenheit an, alles rusig und staubig wegen dem Kohleabbau. Es war noch zu weit von Peking entfernt, um von den Luftverbesserungsmassnahmen fuer Olympia provitieren zu koennen.

In einer Kleinstadt kaufte ich mir auf dem Markt verschiedenes, angemachtes Gemuese. Da die Strasse zu befahren war, habe ich mich in eine Seitenstrasse gesetzt und mein Mittagessen genossen. Das war mal wieder sehr verdaechtig und koennte die Eroeffnungsfeier am Abend gefaehrden. Aber zum Glueck gibt es genug Hilfscheriffs, die alles genau beobachten und in so einem Fall die Polizei zu rufen. Als ich fertig war, ist er mir noch mit dem Handy in der Hand nachgelaufen um zu schauen, in welche Richtung ich laufe. Kurz darauf hatte ich die Polizei auf den Fersen. Schoen langsam fuhren sie hinter mir her. Ich hielt dann an, zeigte ihnen meinen Ausweiss, damit sie wieder umdrehen koennen. So etwas verdirbt einem wirklich den Spass. Fast jede Abzweigung in die Felder war abgesperrt und wurde von "Freiwilligen" streng bewacht. Ich konnte nicht mal anhalten, um etwas zu fragen, schon wurde ich scharf angeschaut. Mit der Zeit litt ich wirklich an Verfolgungswahn. Ueberall waren Leute, die mich beobachten.
Trotzdem, auch hier traf ich auch nette. Kurz vor Huailai, wo ich uebernachten wollte, merkte ich, ich hatte kaum mehr Luft im Hinterreifen. Kein Problem hier, es gibt ueberall Reparaturwerkstaetten. Eigentlich wollte ich nur den Reifen aufpumpen lassen, aber bis ich ueber der Strasse war, war der Reifen total platt. Bevor ich mir es recht ueberlegt habe, hat ein Chinese die Sache in die Hand genommen. Ich sah sofort, so etwas macht der nicht zum ersten mal, ueberlies ihm vertrauensvoll mein Rad und konnte sogar noch etwas lernen. Innerhalb ein paar Minuten war der Reifen geflickt, der Mantel auch gleich. Er wollte nicht einmal etwas dafuer.


Um das Warten auf die Polizei am Abend zu vermeiden, bin ich direkt zur naechsten Polizeistation gefahren. Die wissen ja eh am Besten, wo ich uebernachten kann. Im groessten Verkehr, bin ich dann hinter einem Polizeiauto bis zum einzigen 3sterne Hotel weit und breit gefahren. Auch hier habe ich denen gleich klar gemacht, dass ich nicht Willens bin, den Preis zu bezahlen, maximal zahle ich 50 RMB. Also zahlte ich 50 RMB (ca 5 Euro) fuer ein 380 RMB Zimmer. Dafuer hatte die Polizei mich schoen unter Kontrolle. So ein Hotel ist nicht nur mit einer wachen Person an der Rezeption ausgestattet. Dafuer konnte ich im vollen Luxus die Eroeffnungsfeier anschauen. So etwas koennen die Chinesen, nur ich wurde das Gefuehl nicht los, dass sie mit der Klonung schon ganz schoen weit fortgeschritten sind. Nur die Masse zaehlt, nicht das Individium. Ich hoffe, die Englaender nehmen das nicht als Vorbild fuer die naechsten Spiele.

Es ging immer mehr bergab, es wurde immer waerme und die Luft immer feuchter. Es sah immer mehr wie China aus.

Es kamen noch 2 Polizeikontrolle, eine kurz vor der Provinz Peking und eine direkt an der Grenze. Die erste hat recht lange gedauert. Da es gerade zur Mittagszeit war, wurde ich in die Polizeikantine eingeladen. Zwar sehr nett, ich konnte aber der Freundlichkeit nicht mehr trauen. Die ganze Zeit hatte ich das Gefuehl, sie durchsuchen meine Taschen, was sie aber nicht taten. Nach einer Stunde konnte ich dann mit vollen Wasserflaschen weiterfahren. Bei der zweiten Kontrolle genuegte dann nur ein kurzer Check. Meine Eintraege in deren Datenbank muessen sich ja jetzt ueberhaeufen.
Das war auch wirklich die letzte Kontrolle auf der Strasse.

Immer noch nicht habe ich die Chinesische Mauer gesehen. Also beschloss ich nach Badaling zu fahren. Das ist zwar der touristischste Ort an der Mauer, aber auch der naechste. Als ich einem Jungen mein Vorhaben erzaehlte, meinte er nur, dass am naechsten Tag dort das Radrennen stattfindet. Also war es doch keine so gute Idee nach Badaling zu fahren. Ich blieb dann auf der direkten Strecke nach Peking und landete in dem Ort, in dem der Triathlon Wettkampf stattfinden sollte, zum Glueck aber ein paar Tage spaeter. Eigentlich dachte ich, ich wuerde Probleme haben, ein Hotelzimmer zu finden, aber dies war ueberhaupt nicht der Fall.

Im Regen bin ich am naechsten Tag die Radrennstrecke bis nach Peking gefahren, natuerlich wesentlich langsamer als die Profis.


Schon am Eingang stand alles fuer die Touristen bereit.

Auch in Peking selber war es kein Problem ein leeres Hotelzimmer zu bekommen. Die Visapolitik der Chinesen hat viele abgeschreckt zu kommen und die Preise sind extrem ueberteuert. Fuer ein Bett in einem Schlafsaal in der Jugendherberge wollten sie anstatt 5 Euro, 50 Euro. Wahrscheinlich haette ich den ganzen Schlafsaal fuer mich alleine gehabt. Ein Bekannter, Patrick, ein Fahrradfahrer, den ich kurz in Ulan Bator getroffen hatte, hat mir ein Motel empfohlen, das noch normale Preise hat. Fuer 30 Euro bekam ich dort ein kleines Zimmer mit Dusche und WC. Patrick hat mir auch eine neue Kette und Pedale besorgt, die wir sofort montierten. Somit bin ich mit der ersten Kette nehr als 14000km gefahren!



Das erste, was mir hier in der Stadt auffiel, war, es gibt millionen von Volunteers, Freiwilligen, die schauen, dass alles seine Recht und Ordnung hat. Wobei ich sie in 3 verschiedene Arten eingeteilt habe: Freiwillige, die eigentlich gar keine "Freiwilligen" sind, sondern nur arme Schweine, die dazu verdonnert wurden. Das waren die harmlosesten. Dann die, die wahrscheinlich eh immer so herumsitzen, sich unterhalten oder Spiele machen, dafuer aber jetzt ein T-Shirt bekommen haben. Wenn man die was fragen will, hat man das Gefuehl man stoert sie nur. Die 3. Kategorie ist die schlimmste, die die so endlich was zu sagen haben und dich die ganze Zeit zurechtpfeifen. Viele Strassen, Parks sowieso, wurden waehrend den Spielen fuer Radfahrer gesperrt. Abstellen durfte man das Rad nur an ganz bestimmten Stellen, bestimmt nicht da, wo Du es eigentlich wolltest. Falls Du es versucht hast, stand sofort jemand da und hat Dich wieder weggeschickt.
Ich fahre ja staendig mit Helm, hier hatte es noch den Vorteil, es konnte jeder sehen, vorsicht, es kommt ein Tourist. Die Fahrradfahrregeln habe ich in den 2 Tagen nicht verstanden. Es gibt schoen breit angelegte Radwege, die sind aber auch Bushaltestellen, Taxistaende und werden von allen Verkehrsteilnehmern in beide Richtungen benutzt. Auch wenn die Innenstadt fuer viele Autos gesperrt war, es gab Millionen von Motorrollen. Davon sind ganz viele, die ganz schlimmen elektrischen, die man nicht hoert.
Zum Glueck wollte ich eh nicht lange in der Stadt bleiben. Trotzdem, ich musste ganz schoen viele Kilometer zuruecklegen. Ich brauchte ja noch mein Vietnamesisches Visum, ein Zugticket um so schnell wie moeglich ganz weit weg zu kommen, neue Handschuhe und eigentlich wollte ich doch noch etwas von der Stadt sehen.

Im Vergleich zu anderen Staedten sind die Strassen hier wirklich leer. Aber auch nicht immer.



Es gab zwar insgesammt nicht allzu viele Touristen, ausser an den Touristenattraktionen. Da hatte ich dann auch keine Lust mehr, irgendwo hinein zu gehen.

Ganz nett waren die kleine Gaesschen, wo es eigentlich nichts besonderes zu sehen gab.




Trotz einigen Verwirrungen und falschen Informationen habe ich es doch schlussendlich fertig gebracht, fuer mein Fahrrad und mich die Fahrt nach Wuhan zu organisiern, zum Glueck ein Nachtzug, dann konnte ich gleich nachdem ich mein Visum fuer Vietnam hatte, weiter auf den Bahnhof und nichts wie raus aus Peking und weit weg von der Olympiade.









Mittwoch, 13. August 2008

Kurzes Lebenszeichen

Inzwischen habe ich die Gobi und die Olympiade in Peking ueberlebt. Wahrscheinlich gibt es einen neuen Eintrag erst in Vietnam. Erstens ist es nicht gerade einfach zur Zeit hier und zweitens stehe ich mal wieder unter Visa-Zeitdruck. Bis Ende des Monats muss ich an der Grenze nach Vietnam sein, dabei weiss ich wegen dem Unwetter noch gar nicht genau, welchen Grenzuebergang ich nehme.
Also nur Geduld, im Semptember gibt es dafuer umso mehr Neues, ausserdem habt Ihr jetzt eh alle Ferien. Viel Spass