Mittwoch, 23. September 2009

Auf dem Mawson Trail to Adelaide

Nach dem Ruhetag in Port Augusta konnte ich am 5. September die Berge der Flinder Ranges gelassen entgegensehen.

Der Vorteil, wenn man frueh los faehrt, man ist schon aus der Stadt bevor der Verkehr richtig anfaengt. Ich blieb dann auch nicht auf der Hauptstrasse, sondern bin gleich in die “Old Wilmington road” abgebogen, nach tausenden von Kilometern endlich wieder weg vom Highway. Recht holperig, aber ruhig ging es von dort weiter, bis die Strasse weiter oben auf die neue Strasse nach Wilmington trifft. Von da an fing es dann an mit den Bergen. Solange ich aber alles noch fahren und ich es nebenher noch geniessen kann, ist alles nicht so schlimm.

Der Mawson Trail faengt weiter noerdlich in den Flinder Ranges an. Da ich aber nicht so einen grossen Umweg fahren wollte und da ich keine Ahnung hatte wie schwierig der Trail ist, wollte ich erst ab Wilmington auf die Strecke.

Die Strecke nach Melrose war eigentlich nur zum Test, wie gut die Strecke beschildert ist und wie schwierig. Beides kein Problem, ich traute mir zu, es auch ohne die Spezialkarten den Weg zu finden, nach jedem Kilometer und bei jeder Abzweigung kam ein Wegweiser. Ausserdem war der Weg auf schoenen breiten Feld- und Wiesenwege und fast eben, im Vergleich zum Munda Biddi ein Kinderspiel.
Am fruehen Nachmittag war ich in Melrose, habe mich aber noch einige Zeit mit dem Besitzer vom Fahrradladen unterhalten, dass ich mich entschied in diesem netten Oertchen zu bleiben. Der Campingplatz war einer der schoensten und billigsten seither.
Melrose ist nicht nur ein Mekka fuer Mountainbiker, wie man unschwer sehen kann



(das Fahrrad besteht aus Bumerangs, um auf die kulturelle Geschicht aufmerksam zu machen),
hier treffen sich der Heysen Trail (Wanderer) und der Mawson Trail (Fahrradfahrer).



Beider starten oben in den Flinder Rangs, der Heysen endet suedlich von Adelaide und der Mawson fuehrt direkt nach Adelaide.
Auf dem Campingplatz hatten schon einige Wanderer ihre Zelte aufgeschlagen. Ich war und blieb die einzige Fahrradfahrerin. Die Australier wandern (bushwalking) mehr, als dass sie fahrradfahren.

Nach Melrose wurde es bergiger, die Wege anspruchsvoller. Meist hatte man eine Weitsicht ueber alle Huegel hingweg, die um diese Jahreszeit gruen und gelb (Rapps) leuchten. Von dem Duft wird es einem ganz schummerig. Ab und zu ging es durch aufgeforstete Waelder,



auch hier links und rechts vom Weg Zaeune. Das hat mir an der ganzen Strecke am wenigsten gefallen, man faehrt immer Zaeunen entlang. Es ist unvorstellbar wie lange diese sein koennen. Wenn mal ein Tor kommt, ist es mit einem Vorhaengeschloss verriegelt, selbst wenn offiziel der Trail dort hindurchfuehren wuerde. Das hat mich so manchen Umweg gekostet.
Im Bundaleer Forest war so ein Tor genau vor einer Huette, in der ich eigentlich uebernachten wollte. Fuer die Wanderer waren Stufen ueber den Zaun, fuer mein Fahrrad mit dem Gepaeck aber unueberwindbar. Zum Glueck habe ich in einem Seitenweg ein paar Straeucher ausserhalb einer Bezaeunung gefunden, zwischen denen ich mein Zelt aufschalgen konnte.
In der Nacht hat es dann angefangen zu regnen, ganz schoen heftig und hat am Morgen waehrend des Fruehstuecks und Zusammenpackens angehalten, bis ich dann losgefahren bin. Meine Vermutung hat sich dann auch bestaedigt, ich konnte ganz schoen froh sein, dass es die Tage vorher so trocken war, denn jetzt war der Weg ein einziges Schlammloch.



Nach 10 m konnte ich mein Fahrrad kaum mehr schieben. Der Dreck hat sich um die Reifen gewickelt und an den Bremsen festgesetzt. Nach 500m war das schlimmste vorbei, ein Grasstreifen am Rande des Weges hat das Schieben doch erheblich erleichtert.
Spaeter auf der Strecke fand ich immer oefters diese Schilder,



die wahrlich ihre Berechtigung hatten.


Ab und zu fuehrt die Strecke durch Ortschaften, die sich alle sehr aehneln. Alle Mitte des 19. Jh gegruendet und man hat den Eindruck, seither hat sich nicht mehr viel getan, als ob die Zeit stehen gebliegen waere und man jetzt alles wieder fuer den Tourismus abgestaubt haette. Jeder Ort wurde gepraegt von Steinhaeusern mit ihren schmuckvollen Verzierungen und fast jeder hatte vier Kirchen, United, Anglican, Lutheran und Catholic. Bei einer Einwohnerzahl von 200 – 300 ganz schoen viel. Natuerlich hatte jeder Ort auch sein Museum, obwohl der ganze Ort selbst eines war.
Melrose ist anscheinend der aelteste in den Flinder Ranges, andere Orte koennen dafuer mit dem aeltesten Hotel, Bar, Miene, General Store, etc.. aufwarten. So hat jeder etwas besonderes zu bieten, nicht nur den besonderen Charme.
Ich mag diese General Stores, leider haben sie kaum eine Ueberlebenschance. Auch hier geht die Bevoelkerung lieber in die Grossstadt in die Supermaerkte. In manchen herscht jetzt schon gaehnende leere in den Regalen.

Ganz anders sieht es in den Gegenden aus, die durch den Wein bekannt sind, vor allem Barossa Valley und Clare Valley. Diese profitieren sehr von dem Tourismus. Von Clare nach Auburne fuehrt der Mawson Trail auf dem Riesling Trail. Ungefaehr 20km schlaengelt sich, fast eben, der Weg, von Weinkeller zu Weinkeller, schoen angelegt abseits der Strasse. Endlich einmal einen Grund fuer all die “Grey Normads”, Rentner, die ihr Haus gegen ein Wohnmobil eingetauscht haben, ihr Fahrrad von dem Auto zu nehmen. Eigentlich wollte ich nur schnell durch den recht teuren Ort Clare mit dem 4 Sterne Caravanpark fahren, weiter nach Auburn, habe aber vorher noch kurz halt im Tourist Information gemacht.
Auf halber Strecke merkte ich dann, dass ich dort meinen Geldbeutel liegen gelassen hatte. Also schnell zurueck, wo ich ihn dann zum Glueck mit Inhalt vorfand. Ich war dann aber so fertig, dass ich mich doch in den Luxus- Campingplatz begab.

Weiter ging es ueber die Huegel und durch Ortschaften. In Riverton habe ich Travis Fahrrad und seinen Hund Cedel vor einem Cafe stehen sehen. Da konnte ich natuerlich nicht einfach vorbei fahren, eine laengere Pause war angesagt. Leider fuhr er in eine andere Richtung weiter, er mag Berge und dirt roads nicht so sehr und wollte auf direktem Wege nach Horsham.
Bei mir ist es umgekehrt. Wo immer moeglich, ich bevorzuge dirt road, ausser wenn es zu matschig wird. Ich liebe es einfach so fern von allem Verkehr, in aller Ruhe so vor mich hin zu fahren. Es ist einfach viel interessanter, als immer nur auf alsphaltiertem Weg.

In Kapunde, eines der herzigen, alten Orte, kam ich mal wieder recht frueh an, wollte eigentlich mich nur mal kurz erkundigen, wieviel der Campingplatz hier kostet. Aber dann sah ich wieder ein Fahrrad dort stehen, 1. Grund zu bleiben, dann war er noch recht guenstig, 2. Grund zu bleiben, und in dem Ort gab es richtige Laeden und kostenloses Internet, 3. Grund zu bleiben.
Das Fahrrad gehoerte Iain, einem tasmanischen Radfahrer, der den Mawson Trail in die andere Richtung fuhr. Solche Begegnungen sind immer sehr wertvoll, diese Infomationen, die man erhaelt und weitergeben kann, erhaelt man so nirgends. Nicht nur ueber die besten Uebernachtungsmoeglichkeiten, oder Strecken, die man auf dem Mawson Trail lieber meiden sollte, ging es, sondern mein Interesse galt auch Fahrradfahren in Tasmanien, wo ich auch noch hin moechte.

Am naechsten Tag ging es dann mit entsrechenden Varianten zu dem Trail weiter. Zuerst mal durch quasi “Deusche Landen”, das Barossa Valley, eines der bekanntesten Weinanbaugebiete in Australien, sehr von Deutschen Einwanderen gepraegt. Auch wenn man waehrend des 2. Weltkrieges die meisten deutschen Staedtenamen umbenannt hatet, ausser Hahndorf, sind doch noch einige deutsche Namen zu entdecken und der deutsche Einfluss ist unuebersehbar, nicht nur an den Brezeln und Laugenweckle.
Dem Rat von Iain folgend, bin ich nicht die “Steinengartenstrasse” hoch gefahren, er kam sie herunter und hatte damit schon Probleme wegen der Steile und den grossen Steinen, bin ich eine teilweise geteerte Strasse hoch. Die erwiess sich dann aber auch als recht steil. Dafuer hatte ich eine prima Aussicht.



Auch vor den abgeschlossenen Toren hatte mich Iain schon gewarnt. Hier gab es allerdings Seitentuerchen mit einer ca 40 cm hohen Schwelle. Kein Problem, wenn man nur mit Fahrrad unterwegs ist. Ich hatte wieder einmal meine Probleme mit dem Fahrrad samt Gepaeck. Immer das Fahrrad zu entladen und dann alles wieder aufzupacken war mir viel zu umstaendlich. Irgendwie bekam ich doch immer wieder mein Fahrrad darueber, nur ein Flaschenhalter ist bei diesen Aktionen abgebrochen.

Hier muss es in den letzten Tagen unheimlich geregnet haben. Der Weg durch den Wald war ein einziger Sumpf. Mein einziges Ziel war, ja nicht mit den Fuessen auf den Boden. Kurz vor Ende musste doch mein linker Fuss daran glauben.
Auf meiner Karte war nicht weit ein Campingplatz im Wald eingezeichnet, den hatte ich eigentlich als Ziel vorgesehen. Dort angekommen sah es aber nicht so nach einem Campingplatz aus, obwohl ein Schild darauf hin wies. Da auch eine Telefonnummer angegeben war, dachte ich, da ruf ich mal an. Meine Vermutung wurde bestaedigt, es steht zwar Campingplatz dran, es aber keiner. Dafuer wurde ich mit dem Ranger verbunden, der mir den Tipp gab, ein bisschen weiter den Berg hoch zu fahren, wo eine Huette mit Klohaeuschen und Wassertank war, dort sei heute Nacht niemand, dort koennte ich uebernachten. Das war mir natuerlich auch recht, ueberhaupt nachdem ich es gesehen hatte.



Mitten im Wald, total abgeschieden, mit Feuerstelle aussen und einem kleinen Ofen innen, sogar elektrisches Licht gab es. Da es sehr kalt wurde, habe ich mir es an dem Ofen gemuetlich gemacht. Mehr braucht man eigentlich nicht, einfach nur die Ruhe und ein Feuer, damit kann man sich den ganzen Abend beschaeftigen. Vielen Dank an den Ranger vom Cromer Shed, der mir diesen genialen Tipp gegeben hat.

Auf der letzten Etappe nach Adelaide habe ich mir ein Stueck vom Mawson Trail erspart um die verschlossene Tore zu umfahren. Auch die Strecke auf der Strasse war wunderschoen durch eine Schlucht und an Felsen entlang und kaum Verkehr.
Vor Adelaide kommt der Mawson Trail auch wieder auf die Strasse zurueck, bevor er in den Riverpark lane Radweg uebergeht, der am Torres River direkt nach Adelaide fuehrt. Eigentlich ist es recht schoen, aber nach den letztenn Tagen in den Bergen auch recht langweilig, ich vermisste die Herausforderung von den dirt roads.

Nach meiner Einsamkeit auf dem Mawson trail mit den nur kleinen Oertchen dazwischen, war das Ankommen in Adelaide ein richtiger Schock. Es waren einfach zu schnell zu viele Leute um mich herum. Richtig gluecklich war ich, als ich gleich in einem Fahrradladen neue Ersatzspeichen fand und gleich wieder aus der Stadt heraus fahren konnte, Richtung Sueden auf die Berge. Die Aussicht auf die sich weit ausbreitende Stadt war genial und ich konnte wieder aufatmen. In Blackwood bei Helen, Robert und ihren drei Hunden, konnte ich es dann gut aushalten, frische Luft, wenig Leute und viel Natur drum herum.
Hier habe ich zwei faule Tage verbracht gut gegessen und mich sehr gut unterhalten. Am letzten Abend wurde ich in das Restaurant auf den Mount Lofti eingeladen, welch ein Luxus. Bei schoensten Ausblick ueber die Stadt haben wir wunderbar gegessen. Manchmal frage ich mich, womit habe ich das alles verdient. Ich hoffe, ich kann mich einmal revanchieren. Vielen Dank an Helen und Rob, diese Pause mit den Gespraechen, Essen und Wein hat mir richtig gut getan.

Samstag, 12. September 2009

Durch den Nullarbor

Alles ging mal wieder viel zu schnell. Zuerst war ich so ruhelos, wollte so schnell wie moeglich in den Nullarbor, danach war ich wieder enttaeuscht, dass alles viel zu schnell vorbei war.

Der fantastische Westwind hielt noch ein paar Tage an. Nachdem ich mich am 22. August in Esperance von Kylie und Luke verabschiedet hatte, bliess er mich 70km entlang der Fischeries Road. In Condigup, der letzten Siedlung habe ich meinen 10 l Wassersack voll aufgefuellt, bevor ich mich auf die Belladonia Road machte.

Die Freude war recht gross, als ich sah, dass auch nach der Abzweigung die Strasse noch 40 km geteert war, obwohl ein Schild darauf aufmerksam machte, dass jetzt fuer 194 nichts mehr kommt.



Nichts Ungewoehnliches fuer Australien. Fuer mich war eher abschreckend :”Rough Road”.
Aber die ersten 110km auf Teer und dann auch noch mit Rueckenwind, machte die Chance, die Strecke (264km) in zwei Tagen zu schaffen, immer wahrscheinlicher. Nachdem das Farmland aufgehoert hatte, war auch das letzte Auto verschwunden und auch der Teer. Dafuer kam schoenes Buschland auf einer Anfangs noch recht guten Dirt Road.

Das Buschland blieb, die Strasse aenderte sich, grosse Steine und Wellblech wie ich es in diesem Ausmass noch nie gesehen hatte. Aber dann war es auch schon Zeit, das Zelt aufzuschlagen. Einen speziellen Platz musste ich dafuer nicht suchen, eigentlich haette ich es mitten auf dem Weg machen koennen, mir war klar, hier kommt so schnell niemand mehr vorbei. So verbrachte ich mal wieder eine wunderschoen ruhige Nacht in aller Abgeschiedenheit.

Wie es Tags zuvor aufgehoert hatte, so ging es Tags darauf weiter, nur wesentlich laenger, eigentlich die ganzen 112 km bis zum Roadhouse, Wellblech und Steine. Das kostete ganz schoen Energie und Nerven, aber wie immer, je anstrengender es ist, desto gluecklicher ist man dann, wenn man das Ziel erreicht hat.
Das positive an der Sache war die wunderbare Landschaft und die Abgeschiedenheit. Ausser den zwei Autos mit Wohnwagen, die mich gestern schon ueberholt und auch irgendwo uebernachtet hatten, sah ich den ganzen Tag nur noch ein anderes Auto.
Auf dem Eyre Highway, der durch den Nullarbor geht und mein Zuhause fuer die naechsten Wochen sein wird, wollte ich nicht mehr und begab mich direkt in das Balladonia Roadhouse. Dort waren gerade ein paar “charity – Radler” “Bikers for Bibles”, angekommen. In 32 Tagen fahren sie von Perth nach Sydney und sammeln Geld fuer diverse Bibelprojekte. Das muessen ganz schoen sattelfeste Christen sein.
Drei Begleitfahrzeuge sorgen fuer das leibliche Wohl und regeln den Gepaecktransport. So koennen sie mit ihren Rennraedern ganz schoene Distanzen zuruecklegen.
Dank des Rueckenwindes konnte ich die naechsten 2 ½ Tage mithalten. Morgens bin ich vor ihnen gestartet, so leichtgewichtig, ohne Gepaeck, holten sie mich gleich ein und luden mich zum Morgentee ein. Da ich so schoen in Fahrt war, liess ich den aus aber am Mittagsbuffet konnte ich nicht vorbei fahren.


Voller Luxus so etwas Mitten im Busch praesentiert zu bekommen. Salate, Sandwiches, Tee, Kaffee, Fitnessgetraenke, Obst........was will man mehr.

An diesem Tag spielte sich das ganze auf der laengsten, geraden Strecke Australiens ab. Am morgen kam ich an diesem Schild vorbei,
wenige Stunden spaeter (trotz laengererMittagpause) war ich auf der anderen Seite

Zwei sehr nette junge Burschen mit Kamera kamen auf mich zu und meinten, “You must be Dorothy”, so etwas hoere ich jetzt immer oefter. So gut gelaunt wie ich nach dieser fantastischen Fahrt war, auf der ich auch meine 40 000km erreicht hatte, stand ich ihnen natuerlich gerne zum Interview zur Verfuegung.


Es war erst 3 Uhr Nachmittags und ich war 182 km gefahren. Koerperlich haette ich gut noch weiter fahren koennen, leider hatte ich zwei gebrochene Speichen, Nachwirkungen von dem Hoellentrip tags zuvor. 10 l Wasser und 5 kg Essen zusaetzlich auf dem Hinterrad in so einem Gelaende kann nicht gut gehen.
Zum Glueck hatte ich noch Ersatzspeichen und stand quasi vor dem Roadhouse in dem die Bibelbiker uebernachteten. War ganz praktisch, ich brauchte ihnen nur mein Rad hinstellen, sofort hat einer in perfektester Praezision die Speichen ausgewechselt, ein anderer die Kette gesaeubert und der geschmiert, ein dritter die Reifen aufgepumpt. Zum Dank dafuer bin ich noch zum Abendessen eingeladen worden.

So gut gestaerkt und mit neu gerichtetem Rad, konnte ich auch noch tags darauf gut mithalten, konnte das Mittagbuffet nochmals geniessen, wollte dann aber nicht mehr am Roadhouse uebernachten, bin noch ein Stueck weiter gefahren zu einer Rastplatz Das war dann bisher mit 183 km meine weiteste Strecke. Heute war es nicht mehr so einfach und schnell wie am Vortag, aber wie man am Resultat sieht, doch noch ganz gut.
Hier hatten sich schon einige Camper niedergelassen und waren dabei Lagerfeuer zu errichten. Fast alle sind an mir vorbei gefahren und haben mich gleich begruesst. Ich hatte noch nicht mal mein Zelt aufgestellt, da hatte ich schon einen Teller Spaghetti in der Hand. Warum schleppte ich eigentlich so viel Essen mit mir herum?
Am Lagerfeuer gab es noch ein gutes Glas Wein, was wiedereinmal einen wunderschoenen Tag beendete.

Leider hielt der Rueckenwind nur nach am naechsten Vormittag an. Von den Bibelfreunden haben ich nur den CateringService gesehen, heute hatte ich einen zu grossen Vorsprung. Die Versorger waren gerade am Aufbauen, nicht nur deswegen bin ich nach einem kurzen Gespraech weiter gefahren, ich wollte ihre christliche Naechstenliebe nicht ueberstrapazieren.
Ich habe mich im naechsten Roadhaus versorgt, wo die Begleiter auch auf ein Eis vorbeigekommen sind. Die Radler sah ich nur noch vorbeihuschen. Schon dumm, wenn man so in einem Team faehrt, da sind dann keine Eispausen mehr drin.
Am Nachmittag wurde der Wind unangenehmer, zudem ging es auf einmal den Berg hoch, 5 km, nachdem die letzten hunderte km topfeben waren. Oben angekommen, war ich mal wieder richtig froh, gleich das Eucla Roadhause vor mir gehabt zu haben, ich wollte mal wieder eine Dusche. Das Bibelteam waren 12 km weiter, da kam gleich das naechste roadhouse. Ich wollte aber keinen meter weiter. Eucla war sehr guenstig, wunderschoen gelegen und die Manager sehr nett.

In der Nacht fing es dann an, ich muss schlechtes Wasser erwischt haben. Mein Magen wollte sich sehr schnell entleeren. Ich musste irgendwo schlechtes Wasser erwischt haben. Dabei dachte ich, dass meinem Magen nach 1 Jahr Asien nichts mehr anhaben kann. Nicht gerade das, was man mitten im Nullarbor brauchen kann. Dank meines Bruders Johannes habe ich ja genug Medizin dabei. Schon der Anblick von Immodium hat gereicht und mir ging es etwas besser. Natuerlich wollte ich trotz allem weiter fahren. Von dem netten Herrn vom Roadhouse bekam ich garantiert gutes Trinkwasser, das ist hier gar nicht so selbstverstaendlich.
Auf dem Fahrrad ging es schon wesentlich besser. Nachdem ich die letzten 3 Tage insgesamt ca 520 km zurueckgelegt habe, brauchte ich mich jetzt nicht mehr beeilen.

Nach 12 km kam die Grenze zu South Australia.

Wenn man so um die Welt faehrt, faellt es einem erst auf, wie die verschiedenen grosse Laender Zeitzonen handhaben. In Russland wurde systematisch Richtung Osten die Uhr in bestimmten Abschnitten um eine Stunde vorgestellt. In China wird nicht gross herum gemacht, da gibt es eine Zeit, die Pekingzeit, egal ob Ost, West, Nord, Sued. In Australien ist alles mal wieder ganz anders, da geht es drunter und drueber, egal ob man von Sueden nach Norden, von Osten oder Westen kommt, bei jeder Staatsgrenze wird die Uhr verstellt. Aber nicht etwa nur volle Stunden, nein, halbe Stunden, oder 1 ½ Stunden, sind auch moeglich. Wenigstens, bleibt das dann im ganzen Staat so.
Diesmal wurde 1 ½ Stunden vorgestellt, fuer mich ganz praktisch, es ist ja immer noch gleich lang hell, aber jetzt ist es halt schon 18 Uhr, wenn es dunkel wird.
Nach der Grenze faengt die Great Australien Bight an, steile Klippen, von denen man eine schoene Aussicht hat. Alle paar km gab es einen Rastplatz mit Aussichtspunkt.




Sehr praktisch fuer mich und meinen Magenbeschwerden.
Hier soll es jetzt sehr viele Wale geben, habe keine gesehen, trotzdem recht schoen vom Fahrrad aus Wale Watching zu machen.
Nach einer laengeren Mittagspause mit Hagebutten-Ingwer Tee und einem leichteren Magenmedizin ging es mir wieder viel besser. Richtig gluecklich konnte ich weiter fahren.

Erstaunlich, wieviel Muell hier am Strassenrand liegt, obwohl es keine Bevoelkerung gibt und der Verkehr sich auch in Grenzen haelt. Wahrscheinlich um darauf aufmerksam zu machen, werden mit einige Gegenstaende, wie an Weihnachten, Baeume geschmueckt


oder halbe Kunstwerke daraus gemacht


Ansonsten ist nicht viel los links und rechts der Strassenrand


Am Nullarber Roadhaus kann man das Fahrrad bewundert, das vom ersten “behelmten” Fahrradfahrer 1962 durch den Nullarbor gefahren wurde. (Ich wusste gar nicht, dass es da schon Fahrradhelme gab.) Jetzt besteht in Australien Helmpflicht, damals aber wahrscheinlich noch nicht.


Im weiteren Verlauf habe ich immer irgendwo draussen im Busch geschlafen, das waren die schoensten und ruhigsten Zeltplaetze. Wie heisst es so schoen, warum fuer 4 Sterne bezahlen, wenn man die ganze Milchstrasse um sonst bekommt. Dieser endlose Horizont machen nicht nur Sonnenauf- und untergaenge gigantisch, rotorange ueber die ganze Breite, sondern auch der Sternenhimmel scheint grenzenlos zu sein, vor allem weil von der Erde kein stoerendes Licht kommt.

Der Nullarbor geht offiziell von Norseman nach Ceduna, ca 1300 km. Das eigentliche Nullarbor feeling hoert aber schon ca 100 km vor Ceduna auf, da wo Zaeune und Landwirtschaft anfangen.


Wieder ist eines der groesseren Vorhaben fuer diese Reise vorbei und wieder ging alles viel zu schnell. Von Esperance nach Ceduna habe ich gerade mal 8 Tage gebraucht, hatte eine fantastische Zeit und sehr viele nette Leute getroffen.

Wahrscheinlich war das die beste Zeit fuer die Durchquerung. Ich hatte weitgehenst Ruekenwind, teilweise sogar sehr stark und es war nicht zu heiss. Tagsueber brauchte ich gerade mal 2 l Trinkwasser, ganz praktisch, denn an Roadhauesern bekommt man selten eines.

Ich hatte jedes Wetter, das man sich vorstellen konnte, wenn es sein musste an einem Tag, nur der Schnee hat gefehlt.

Nach den Tagen im Busch genoss ich wieder die Vorteile einer Stadt in Ceduna, endlich bekam ich wieder meine Lieblingskekse. Ausserdem war natuerlich Campingplatz angesagt, eine Dusche tat Not, eine Waschmaschine natuerlich auch.


Es ist einfach nett, wenn man auf einem Campingplatz ankommt und da steht schon ein anderes Fahrrad. Diesmal gehoerte es Travis, einem Australier, der mit seinem Hund von Perth nach Horsham, Victoria, fuhr. Dann war noch ein Kim ein koreanischer Radler da. Beide sind einen Tag vorher angekommen, zu dritt feierten wir unsere Nullarbordurchquerung, unterstuetzt wurden wir von einen deutsch/australischen Paar, das den Wein beisteuerte. Eine richtig nette Abwechslung nach den Abende im Busch, es wurde dann auch recht spaet.

Die beiden Herren haben beschlossen, nochmals einen Ruhetag daranzuhaengen. Mir hat der halbe Tag tags zuvor, ich bin schon um die Mittagszeit angekommen, gereicht.
Noch bei schoenstem Sonnenschein habe ich mich auf die letzte Etappe nach Port Augusta gemacht, quer ueber die Eyre Halbinsel. Diese Gegend ist Hauptsaechlich vom Getreideanbau gepraeckt. Jeder Ort hat sein riessiges Getreidesilo, damit war es dann auch schon. Deprimierend klein sieht daneben der veraltete General Sore aus. Hier kommen keine Touristen vorbei, der Eyre Highway laeuft am Ort vorbei, wie so manch anderes auch.

Da links und rechts der Strasse endlose Zaeune sind und die Rastplaetze nur kleine Ausbuchtungen mit Muelleimer am Strassenrand, war ich in einem dieser Orte auf dem Campingplatz. Nur heruntergekommene Wohnwagen standen herum, gesehen habe ich niemanden. Es war kalt und nass und ich hatte keine Lust dort mein Zelt aufzustellen. Darum habe ich kurzerhand den Abstellraum ausgekehrt und habe es mir dort gemuetlich gemacht.

Am naechsten Tag hat mich die Muedigkeit uebermannt, Nachwirkungen von der kurzen Nacht in Ceduna. Es war erst 15 Uhr als ich einen Rastplatz nach meinem Geschmack gesehen hatte, erstaunlicher Weise stand da auch schon ein Wohnmobil. Nachdem das aeltere Paar mich zu Kaffee und Kuchen eingeladen hat, war fuer mich klar hier bleibe ich. Zwischen Kaffee und Abendessen, zu dem ich dann auch noch eingeladen wurde, konnte ich mich noch etwas hinlegen, ich war wirklich rechtschaffen muede. Nicht mal der original Buschtee, der, wie es sich gehoert im Billy ueber dem Feuer gekocht wurde,


konnte meine Lebensgeister wieder wecken. Dafuer habe ich dann wunderbar geschlafen.

Dann kam nochmals eine Nacht im Busch, bevor der Wind mich voll nach Port Augusta geblasen hatte.
Es war gerade einmal Mittagszeit, am 3. September, als ich dort angekommen bin, so konnte ich gleich einiges besorgen. Vor allem brauchte ich neue Speichen, als Reserve. Leider hatten sie keine Speichen in der Laenge, die ich brauchte, aber eine andere Ueberraschung wartete auf mich, die Tuer ging auf und fast das ganze Team der Bikers for Bibles kam herein. Welch eine Wiedersehensfreude, damit war dann auch der Nachmittag gelaufen.

Da ich seit Prevelly, Margaret River, keinen Ruhetag mehr hatte, habe ich mich jetzt zur Rast gezwungen. Meine Beine wollten am naechsten Tag nach dem Fruehstueck weiter, aber ich gab nicht nach.

Port Augusta ist die erste Stadt auf dieser Reise, in der ich bei meiner letzten Fahrradtour durch Australien schon gewesen bin. Ich konnte mich aber an ueberhaupt nichts mehr erinnern. Kann sich eine Stadt, die auch noch einen historischen Stadtkern hat, in 5 ½ Jahren so veraendern? Den Campingplatz auf dem ich letztes Mal war, gibt es mit Sicherheit nicht mehr. Dafuer gibt es MacDonald's mit freie WiFi, dort war ich fast den ganzen Tag.

Als ich am Abend auf den Campingplatz zurueck kam, war Travis da, welch eine Freude. Es ist immer nett, wenn man jemanden oefters trifft, dann muss man nicht immer von vorne anfangen, woher kommst du, wohin gehst du, wieviel km machst du am Tag.....
Mit Travis konnte ich beim Abendessen gleich die verschiedenen Eindruecke der letzten Etappe austauschen.

Von Port Augusta sieht man wunderbar die Flinder Ranges,


die werden als naechsten in Angriff genommen.